Der Ford Mustang Boss 302 von 2012 ist eine Hommage an den legendären Boss 302 von 1969, ein Fahrzeug, das seinerzeit speziell für den Einsatz in der Trans-Am-Rennserie entwickelt wurde. Die Neuauflage vereint klassische Muscle-Car-DNA mit moderner Technik und Fahrdynamik. Es ist ein Auto für engagierte Fahrer und Track-Day-Enthusiasten, und nicht nur ein weiteres Sondermodell. Herzstück des 2012er Boss 302 ist ein überarbeiteter 5,0-Liter-V8-Motormit vierobenliegenden Nockenwellen, intern als »Road Runner« bekannt. Er basiert auf dem Coyote-Triebwerk des Mustang GT, wurde jedoch umfangreich modifiziert: unter anderem mit geschmiedeten Kolben, einer Ansaugbrücke aus dem Rennsport und schärferen Nockenwellen. Das Ergebnis sind 450 PS (444 HP/331 KW) bei 7.400 U/min – 32 PS mehr als im GT – und ein Drehmoment von 515 Nm. Die Leistungsentfaltung ist aggressiv und hochdrehend, das Ansprechverhalten direkt und präzise. Gekoppelt ist der Motor an ein manuelles Short-Shift Sechsganggetriebe, das mit ultrakurzen, knackigen Schaltwegen überzeugt. Für die Kraftübertragung an die Hinterräder sorgt ein Torsen-Sperrdifferenzial. Federn und Dämpfer sind härter und straffer ausgelegt als beim GT. Die Einbaulage der Dämpfer ist fahrdynamisch optimiert. Zudem sind sie in fünf Stufen manuell einstellbar. So lässt sich das Ansprechverhalten je nach Einsatz feinjustieren. Renntechnik pur und unüblich in dieser Preisklasse. Weiter wurden verstärkte Stabis verbaut und die Buchsen der Querlenker aus einem speziellen Elastomer gefertigt. Sie arbeiten ähnlich präzise wie ein Uniball-Gelenk. Übrigens liegt der Boss um 11 mm tiefer als ein Standard-GT. An der Vorderachse verzögern grosse Brembo-4-Kolben-Festsättel mit belüfteten 355-mm-Scheiben, hinten helfen Zweikolben-Sättel Energie zu vernichten. Die Ansaugbrücke stammt vom 302R Rennwagen und nutzt lange, enge Ansaugkanäle. Das erzeugt einen optimierten Luftstrom bei hohen Drehzahlen. Sie ist massgeblich daran beteiligt die erhöhte Spitzenleistung abzuliefern. Ebenfalls erwähnenswert sind die Recaro-Sportsitze und das Lenkrad mit Alcantara-Bezug. Funktionalität vor Komfort stand hier im Lastenheft. An erster Stelle muss die Fahrdynamik liegen und das ist der Grund, dass der Boss 302 auf der Rennstrecke funktioniert und sich nicht von Kollegen wie M3 und GT3 zu verstecken braucht. Dass der Boss konsequent auf ambitionierte Fahrer zugeschnitten wurde, zeigt sich auch mit dem »Red-Key«. Dieser wurde von Ford Racing auf Rennmodus programmiert. Es heisst, dass mit dem Drehen des »Red Key« über 100 Parameter ein anderes Mapping erhalten und so das Fahrerlebnis nochmals spitzer und spontaner auslegen als im »normalen« Fahrmodus. Unter den spürbarsten Unterschieden befinden sich das schärfere Gaspedal-Mapping, die veränderten Zünd- und Einspritzzeiten sowie generell eine noch reaktionsfreudigere Motorcharakteristik. Unser Boss 302 ist eines von rund 3200 Autos, die im Jahr 2012 in limitierter Auflage gebaut wurden. Es ist eine Schweizer Erstzulassung aus erster Hand. Die Laufleistung ist garantiert. Der Wagen ist komplett im Erstlack. Unfallfrei und in einem Quasi-Neuzustand. Der Erst- und Einzigbesitzer hat Wert darauf gelegt, festzuhalten, dass der Boss weder jemals bei Regen noch anlässlich eines Track-Days bewegt wurde. Selbst Jey Leno, der legendäre Auto-Enthusiast sagt vom Boss 302, dass es der geilste Mustang sei, der je gebaut wurde. Verkauf ab frischer MFK und Jahreswartung.
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Hier ein Exkurs zum Thema Boss versus Shelby GT350. Punkt eins: Ein Shelby GT350 kostet rund CHF 20’000.- mehr als ein gleichwertiger Boss 302. Das liegt zum einen sicher an dem klingenden Beinamen »Shelby«, zum anderen daran, dass ein Shelby nominal gute 75 PS mehr auf die Rolle bringt, was sich auf das Image förderlich auswirkt. Doch woran liegt es, dass der Shelby mehr PS-Leistung hat? Zum einen gehört der Shelby zur Mustang Generation 6 und hat einen 5.2 Liter 4-Nockenwellen-Motor, der auf den Namen Vodoo hört. Der Boss stammt noch aus der 5. Generation, hat einen 5.0 Liter 4-Nockenwellen-Motor der intern Roadrunner genannt wird. Was beide eint, ist die Tatsache, dass sie Sauger der alten Schule sind. Der Shelby GT500 spielt übrigens in einer anderen Liga, denn er wird mit einem Kompressor zwangsbeatmet. Ein weiteres, wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Boss und GT350 ist die Bauart der Kurbelwelle. Der Boss verfügt über eine Crossplane Kurbelwelle, bei der der Hubzapfenversatz 90 Grad beträgt. Das entspricht der klassischen US-Bauweise, was bedeutet: Reichlich Drehmoment in tiefen Drehzahlen, eine gute Laufruhe und die typische Klangkulisse eines US-Muscle-Cars, die einem dumpfen, sonoren Bollern entspricht. Der Shelby hingegen ist mit einer Flatplane-Kurbelwelle ausgestattet. So wie sie auch in europäischen Hochdrehzahl-Sportwagen, beispielsweise im zeitgenössischen V8 von Ferrari verwendet wird. Diese Bauart ermöglicht noch höhere Drehzahlen als beim Boss, dies dank gleichmäßigeren Zündabständen und geringeren rotierenden Massen. Daraus resultiert ein aggressiveres Ansprechverhalten bei hohen Drehzahlen aber auch ein schwächerer Drehmomentverlauf in den Bereichen, die im Alltag üblicherweise gefahren werden. Ebenfalls anders verhält es sich mit der Akustik. Ein V8 mit Flatplane-Kurbelwelle klingt schrill und hell. Das geliebte V8-Blubbern bleibt also weg. Das Fahrverhalten verändert sich ebenfalls. Ein Wagen mit Flatplane-Kurbelwelle will getreten werden. Er braucht hohe Drehzahlen, um in die Gänge zu kommen, und wirkt träge oder unruhig unterhalb von 4000 U/min, während ein Sportwagen mit Crossplane-Kurbelwelle auch in tiefen Drehzahlbereichen immer Dampf hat und gleichmäßig, ja linear hochzieht. Am Ende des Tages entscheidet sich, was ein jeder von seinem Mustang erwartet. Wer die Charakteristik eines Ferrari-Motors oder auch eines BMW S65-Motors wünscht, der greift zum Shelby. Derjenige, der mehr auf das Klangbild und die Leistungsentfaltung eines bulligen Muscle-Cars steht, sollte den Boss wählen. Zwei Welten, zwei Anschauungen. Zwei Autos, die scheinbar ähnlich sind, und in ihrer Ausprägung am Ende doch komplett unterschiedlich daherkommen.
Wer sich noch mehr mit dem Thema beschäftigen möchte, findet hier in diesem tollen Video praxisnahe Simulationen und Hörmuster.